Ein erfülltes Leben in nur einem Tag   

Mobiles Theater „Pohyb’s & Konsorten“ begeistert mit dem Einakter
„Die Eintagsfliege – Byť či nebyť  – Sein oder Nichtsein“

Bericht vom 3. November 2016

Bildstrecke: Stefan Ferencz brillierte in der Rolle der EintagsfliegeBildstrecke: Stefan Ferencz brillierte in der Rolle der EintagsfliegeBildstrecke: Stefan Ferencz brillierte in der Rolle der EintagsfliegeBildstrecke: Stefan Ferencz brillierte in der Rolle der Eintagsfliege
Stefan Ferencz brillierte in der Rolle der Eintagsfliege

Mucha liebt das Publikum. Er träumt von Applaus und Ruhm und davon Schauspieler zu sein. Doch Mucha ist eine Eintagsfliege und die haben nun einmal – nomen est omen – ein sehr kurzes Leben. Einen Tag um genau zu sein. Doch das reicht der kleinen Eintagsfliege, gespielt von Stefan Ferencz vom mobilen Theater „Pohyb’s & Konsorten“, für ein prall gefülltes Leben. Rund 50 Zuschauer begleiteten am Donnerstagabend in Kontorhaus Dorfmüller in Damme die Eintagsfliege bei ihrem Wunsch Schauspieler zu werden. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kunst+Kultur-Kreis Damme.

Mal nachdenklich, mal komisch, mal gequält, mal freudig und begeistert spielt Stefan Ferencz das kleine Insekt, das in ständiger Zwiesprache mit der tickenden Uhr des Lebens steht. Doch die Eintagsfliege lässt sich davon nicht abhalten, ihren Traum zu leben. Schminken, Kostüm angezogen und raus auf die Bühne. „Oh Publikum“, ist die erste erschrockene Reaktion. Doch dann zeigt die kleine Eintagsfliege, was in ihr steckt. Als Musketier besiegt sie imaginäre Feinde. Bei Romeo und Julia finden wild schlagende Herzen zueinander. In der Tragödie Hamlet stellt die Eintagsfliege die entscheidende Frage „Sein oder Nichtsein?“ bevor sie sich köstlich über einen Porschefahrer-Witz amüsiert.

Ausdruckstark, intensiv und mitreißend spielt Stefan Ferencz die Eintagsfliege mit einer Mischung aus Slapstick, Pantomime und Clownerie. Dabei überrascht, dass er nur slowakisch spricht, was aber wenig stört, denn seine ausgefeilte Gestik und Mimik sagen mehr als tausend Worte. Nur die Eintagsfliege selbst ist entsetzt, als sie feststellt „Publikum deutsch“. Hat sie versagt? Ihr kurzes Leben vergeudet? Erinnerungen an die liebende Mutter, den strengen Vater flammen auf, an die erste Liebe und den ersten Flug hinaus in die Welt. Doch dann ist die Uhr des Lebens abgelaufen.

Mit wenigen Hilfsmitteln, reduziert auf den körperlichen Einsatz nahmen „Pohyps & Konsorten“ das Publikum mit auf eine imaginäre Reise in das Leben einer Eintagsfliege, das sich doch gar nicht so von einem Menschenleben unterscheidet. (Bkm)

Fotos: Martina Böckermann, Wolfgang Klika