Ein faszinierendes Instrument

“Bremer Klarinettenquartett” zeigt Vorliebe des Meisters

Bremer Klarienettenquartett

Am letzten Sonntag Nachmittag (16.12.2006) ließ sich im Dammer Rathaus leicht nachvollziehen, warum Wolfgang Amadeus Mozart die Klarinette so favorisierte. Wohlig-warm und satt im Klang, aber unglaublich facettenreich intonierten die vier Bremer Musiker, selbst wenn sie nur Begleitung für die drei Gesangsinterpreten waren, die auf Einladung des Kunst- und Kulturkreises ein abwechslungsreiches Programm unter dem Titel “MozArten” boten.
Ein Divertimento nach “Don Giovanni” zu Beginn ließ sogleich klar werden, was dieses Instrument alles vermag. Es verkörpert die Spielfreude schlechthin, kann schwungvolle Begeisterung auslösen, nachdenklich verhalten sein, aber allzeit die Harmonie des Gemüts und die Leichtigkeit des Seins verbreiten, wie sie wohl auch dem Lebensgefühl des Meisters Mozart entsprach.

Spannend wurde es erst recht, als sich zu dem Quartett die Sopranistinnen Carol St. Clair und Patricia Stiles mit dem Bass Martin Schneider gesellten und die vier launische Bassetthörner einsetzten. Denn nun brachen die vielfältigsten Emotionen hervor, hielten sich zwar die Hörner zurück, gingen aber ein gezielt kombiniertes Wechselspiel mit den Stimmen ein, das ausdruckvollste Stimmungen hervor zauberte: eine schmachtende Liebe, eine rührende Sehnsucht, ja, einen klagenden Trennungsschmerz. Mitunter schien es, als bringe die eine Seite die andere gar erst zu einer spontanen Hochform, die sie bisher nicht erahnt hatte.

Alles ist natürlich der Mozartschen Kunst zu verdanken, doch auch der Bearbeitung des mitspielenden Christian Dawid, der seinerseits von der Klarinette begeistert sein muss, denn sonst wäre nicht diese Vielseitigkeit das Ergebnis, die auch die Zuhörer unmerklich erkannten und die immerzu durch das Thema Liebe beflügelt wurde.

Doch dieses Instrument kann auch anders als erwartet. In der Arie aus “Mitridate”, die Patricia Stiles im Solo vortrug, bildeten vier Klarinetten einen Ersatz für ein ganzes Orchester. Und beide – Sängerin wie Instrumentalisten – gingen in höchster Dramatik ins Existenzielle, und das mit einem Pathos, wie es den Spielwitz eines Mozart allzu deutlich macht. Gleiches auf wiederum geschickt getarnte Weise in einem Divertimento aus der “Hochzeit des Figaro”: scheinbar volkstümlich einfach zeigte sich eine Melodie, doch dann blitzte die spitzbübische Freude des jungen Wolferl hervor, der allerlei Varianten erfindet und daraus eine Offenbarung der Musik macht.

Zum Wesen des Instruments jedoch gehört es, dass es immer verbindlich bleibt, überleitet von einem zum andern Gemütszustand und sich mit den Stimmen in harmonischer Eintracht befindet, selbst wenn es sie herausfordert. Das “Bremer Klarinettenquartett” verstand es meisterhaft, diese faszinierenden Möglichkeiten des Instruments zu verdeutlichen. Das Publikum nahm es gerne an und wird sicherlich noch einige Zeit davon zehren, zumal es mit dem Kanon “Bona nox” auf Klarinettenton-Schwingen nach Hause geleitet wurde.

Pressemitteilung: Wolfgang Friemerding

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